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Patrik Scherrer - Jahresstele Dietrich Stalmann

Dietrich Stalmann: Jahresstele
 
 
Lebendiger Kirchenraum
 
durch Patrik Scherrer

Mit seinem Chorbild lehnt sich Dietrich Stalmann an die gotischen Altarretabel an, deren Flügel unterschiedlich bemalt und entsprechend dem Kirchenjahr auf- oder zugeklappt waren. Mit seiner Kirchenjahresstele verfolgt der Künstler dasselbe Ziel. Die Bilder wollen in das Zeitgeschehen einbezogen werden, sie wollen Veränderung mitmachen, durch die Veränderung immer wieder neu ansprechen.
 
Die Kirchenjahresstele wird aus einem senkrechten Element gebildet, in das der liturgischen Zeit entsprechend drei verschiedenfarbige Tafeln eingesetzt werden können. Violett in der Advents- und Fastenzeit, Gelb in den Festzeiten, Grün im restlichen Jahreskreis. Ohne Bilder vermittelt sie gerade in der Fastenzeit eine befreiende Leere, die zum Denken anregt. Der Bildentzug signalisiert Buße, Einkehr, Umkehr. Zusammen mit der waagrechten Stahlschiene für die Aufnahme der Bilder erinnert die Stele entfernt an ein Kreuz.
 
Waagrecht können drei Bildtafeln der Stele vorgehängt werden: Georg, Maria, der Engel Gabriel. Wahlweise allein, zu zweit oder zu dritt. Der hl. Georg als Kirchenpatron übers Jahr auf der grünen Stele, Maria und der Engel in der Adventszeit auf der violetten oder an Marienfesten auf der gelben Stele. Mit allen drei Bildtafeln entfaltet die Kirchenjahresstele ihre Vollgestalt und kündet mit ihrer dynamischen Farb- und Formgebung von der Geistigkeit des Glaubens. Glauben ist etwas Unfassbares. Genauso wie Gott immer der ganz Andere sein wird. Doch durchweht nicht Gottes Geist die ganze Schöpfung und hilft ihr in der Erkenntnis Gottes? (vgl. „Der Geist des Herrn erfüllt das All ...“ Kath. Gesangsbuch der Schweiz, 232) Brennt nicht seine Liebe in unseren Herzen? (Röm 5,5)
 
Mein Blick geht in das unendliche Feuer der Liebe Gottes, lässt mich die Weite Gottes erfahren (Ps  36,6) und etwas von der explosiven Kraft des christlichen Glaubens spüren.
 
 
Links: Maria; rechts: Gabriel
 
Erst im Nähertreten sind die vom Heiligen Geist erfassten Gestalten von Maria, Georg und dem Engel zu erkennen. Georg als Kirchenpatron in der Mitte. Mit der Lanze den Drachen tötend ist er uns Vorbild im ehrenhaften und mutigen Kampf gegen das Böse. Wie er der Legende nach damals die Königstochter vor dem Tod bewahrt hat, mag er auch heute helfen, die Kirche Christi zu beschützen.
 
St Georg
 
Maria wird gerade vom Engel besucht. Ganz ins Blau des Glaubens gehüllt, neigt sie sich von der göttlichen Botschaft überwältigt nach hinten. Was soll mit mir geschehen? Was hat Gott mit mir vor? Sinnfragen des Lebens klingen in ihrer Haltung an, die gerade in der Begegnung mit Gott noch spürbarer werden. Der Engel ist von grünen Farben umgeben - der Farbe des Lebens. Mit der Botschaft, dass sie den Sohn Gottes empfangen wird, bringt der Engel ihr keimendes Leben, Hoffnung für alle Menschen, die wie Maria glauben, dass sich Gottes Wort an ihr erfüllt. Jeden Tag und in jeder „Jahreszeit“ des Lebens wieder neu und anders – in der Kraft des Unfassbaren, alles durchdringenden und heiligenden Geistes Gottes.
 
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Dietrich Stalmann: Pfingsten – Jahresstele, 2002. Kirchenjahresstele mit „Madonna, Hl. Georg, Verkündigungsengel“. 7 Stellungen: Jahreskreis (grün): Stele allein, Georg; Advents- und Fastenzeit (violett): Stele  allein, Maria und Engel; Festzeiten (gelb): Georg - Engel - Maria, Engel und Maria; Engel, Maria allein. Insgesamt 700 x 450 cm, Pfarrkirche St. Georg, München – Milbertshofen.
 
Dietrich Stalmann (1961) wuchs im bayerischen Neuburg an der Donau auf. Dietrich Stalmann zog 1982 nach Würzburg zum Studium der Kunstgeschichte. Vom universitären, wissenschaftlichen und rein theoretischen Umgang mit der Kunst ernüchtert orientierte sich Stalmann schon bald an praktischen, künstlerischen Aufgaben. Von 1984 bis 1990 absolvierte er deshalb eine Ausbildung zum „Restaurator für gefasste Skulptur und Gemälde“ im Münchener Atelier Rolf-Gerhard Ernst. Während dieser Zeit intensivierte Stalmann seine Leidenschaft für das Malen. Zahlreiche öffentliche Aufträge sowie Ankäufe von privaten Sammlern bestätigten Dietrich Stalmann, künstlerisch auf dem richtigen Weg zu sein. Seit 1991 lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler sowohl in München als auch in Berlin. 
 
Patrik Scherrer ist der Mann hinten Bildimpuls, eine private und ehrenamtliche Initiative zur Glaubensverkündigung im Dialog mit der zeitgenössischen Kunst im Internet. Viele Kunstwerke besitzen das Potential, wertvolle Impulse zum christlichen Glauben zu geben - und haben die Kraft, unter die Haut zu gehen, als "Bild im Puls" uns zu bewegen. Solche Kunstwerke, vorzugsweise aus den vergangenen fünf Jahren, werden gezeigt. Alle zwei Wochen wird ein neues Kunstwerk vorgestellt. Eine kurze spirituelle Hinführung soll dem Betrachter helfen, das Bild in seiner Fülle zu sehen, es im Licht der Bibel zu verstehen und für den eigenen Glauben zu erschließen. Jeder Bild-Impuls ist über diese Zeit hinaus im Archiv einseh- und lesbar. Somit entsteht eine informative Bild- und Künstlerdatenbank zum aktuellen Kunstschaffen im christlichen Umfeld, die stets aktualisiert wird. Ergänzt werden die Bild-Impulse durch Hinweise auf aktuelle Ausstellungen und einschlägige Literatur sowie Verlinkungen zu den wichtigsten Museen und Fördervereinen mit Schwerpunkt Christliche Kunst. www.bildimpuls.de